Kulturkreis Glashütten e.V.
Kulturkreis Glashütten e.V.

Der Verlauf des Limes innerhalb der Gemeinde Glashütten

Am 15. Juli 2005 wurde in Durban (Südafrika) der 550 km lange Obergermanisch-Raetische Limes mit seinen 900 Wachtposten und 120 Kastellplätzen zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt. Es handelt sich dabei um die letzte Ausbauphase der römischen Grenzlinie zu Germanien. Unsere Gemeinde kann sich glücklich schätzen, Anrainer eines so bedeutenden archäologischen Denkmals zu sein.

Für die drei Ortsteile Schloßborn, Glashütten und Oberems stellte und stellt der Limes sowohl eine Grenze als auch eine Verbindung dar. Unser Limesabschnitt verbindet heutzutage Schloßborn mit Glashütten; er trennt die Gemarkungen Glashütten und Oberems. Vor der Gebietsreform Anfang der Siebzigerjahre war der Limes viele Jahrhunderte lang Orts-, Kreis- und meist auch Landesgrenze. Auf alten Karten wird er als „Pohlgraben“ oder „Phohl (auch „Phal“ und ähnlich)“ bezeichnet als Ableitung von „Pfahlgraben“, der an etlichen Stellen heute noch sichtbar ist. Die Römer verstanden den Begriff Limes weniger als eine Grenze, sondern vielmehr als Schneise (in den Wald geschlagen) oder auch Straße (Abb. 1).

Abb. 1: Erste Karte des Ortes Glashütten von 1767 (HHStAW, Abt. 3011, Nr. 946). Der „Polgraben“ ist noch vorhanden, denn die Landstraße führt brückenartig über ihn hinweg.

Streckenbeschreibung

 

Die Limesstrecke innerhalb unserer Gemeinde beginnt im Ortsteil Schloßborn in den Wiesen unmittelbar am östlichen Ufer des Dattenbachs. Von der ersten Turmstelle WP 3/36 (WP bedeutet Wachtposten) ist nichts mehr zu sehen. Es folgen die noch sichtbaren Hügel mit Steinturmfundamenten WP 3/37, genannt „Holzwäldchen“, und WP 3/38. Darauf folgt, schon auf Glashüttener Gemarkung, das bekannte Kleinkastell Maisel als WP 3/39. Es nimmt eine Fläche von 24 x 28 m ein und ist heute als markante Baumgruppe unmittelbar an der Wegeverbindung nach Kröftel deutlich zu erkennen (Abb. 2).

Abb. 2: Das Kastell Maisel ist als Baumgruppe deutlich von fern zu erkennen.

Früher war der Maisel ein begehrtes geschlossenes Waldgebiet, für das auch der Name „Echzell“ bekannt war; das Kastell selbst hieß noch um 1900 „Wolfsgarten“; wahrscheinlich waren hier Wolfsfanggruben angelegt. Im Jahre 1860 war der Wald Maisel geteilt worden. Schloßborn gab einen Teil des damaligen Dominalwaldes (herrschaftlicher Wald, heute sog. Staatsforst) an Glashütten ab, deren Bürger das Gebiet roden durften, um ihre Acker- und Wiesenflächen zu vergrößern (Abb. 3).

Abb. 3: Die Teilung des Waldgebietes Maisel von 1860 auf eine heutige Karte gelegt. A = der heutige Straßenverlauf „Zum Talblick“ hieß vor der Bebauung 1950 noch „Der alte Maisel“. B = Meiseleck. (Kartenbearbeitung: Uwe Berg)

Dadurch verringerte sich die Fläche der Schloßborner Gemarkung, aber das am Nordzipfel gelegene Kastell Maisel blieb bis zur Gebietsreform Grenzposten zwischen Schloßborn und Glashütten. Bei Aufgrabungen des Kastellbereichs im Jahre 1893 waren viele römische Fundstücke gesichert worden, unter anderem auch Fensterglas (Abb. 4,5,6).

Abb. 4: Bruchstücke von römischem Fensterglas aus dem Kastell Maisel (Saalburgmuseum, Bad Homburg)
Abb. 5: Eisen- und Bronzeteile aus dem Kastell Maisel (Saalburgmuseum, Bad Homburg)
Abb. 6: Militärziegel mit Rundstempel der XXII. Legion aus dem Kleinkastell Maisel. Die Ziegel für Heizungs- und Badeeinrichtungen wurden in Frankfurt-Nied gebrannt. (Saalburgmuseum, Bad Homburg)

Im Jahre 2007 hat der damalige Kulturkreis Glashütten eine neue Infotafel am Kastell Maisel in Auftrag gegeben und sie im Beisein von Saalburgdirektor Prof. Dr. Egon Schallmayer und Landrat Ulrich Krebs feierlich aufstellen und einweihen lassen.

Die folgenden vermuteten Turmstellen WP 3/40 und 3/41 konnten bisher nicht lokalisiert werden. Sie werden westlich der Landstraße (heute B8) und direkt östlich von ihr vermutet. Im Zuge der Bauarbeiten für den Aldi-Markt war auf einer begrenzten Fläche eine geophysikalische Prospektion vorgenommen worden, die aber keine Hinweise auf Reste einer Limesturmstelle ergab.

Schon vor der Erklärung des Limes zum Weltkulturerbe der UNESCO begannen intensive Überlegungen und Planungen für einen Limeserlebnispfad, der Glashütten mit Ober-Mörlen verbinden und damit die Besonderheiten der sog. „Königsstrecke“ des Limes aufzeigen sollte. Am Beginn dieses Limeserlebnispfades in Glashütten sollte ein Eingangspavillon stehen. Geplant war dafür ein Areal direkt an der B8 am Nordausgang Glashüttens am Dornsweg. Zu der Zeit wusste noch niemand, dass an dieser Stelle einmal zwei Einkaufsmärkte errichtet werden würden. Der damalige Vorstand des Kulturkreises Glashütten, der sich von Anfang an intensiv mit der Thematik des Limes beschäftigt hatte, erteilte bereits im Jahre 2004 den Auftrag für einen Architektenentwurf eines Eingangspavillons an die Firma Huther & Karawassilis, Rödermark. Dieser erste Entwurf war Grundlage für das spätere Bauwerk an nun anderer Stelle, das im Jahre 2011 errichtet und eingeweiht wurde (Abb. 7).

Abb. 7a: Erster Entwurf für einen Eingangspavillon
Abb. 7b: Limeserlebnispfad, Pavillon am Dornsweg, Glashütten, mit Karten- und Informationstafeln
Kartenausschnitt einer Tafel im Pavillon: Limes vom Kleinkastell Maisel bis zum Feldbergkastell Die Flagge zeigt den Standort des Pavillons

Die gemeinnützige Gesellschaft (gGmbH) Limeserlebnispfad Hochtaunus war 2008 gegründet worden, im Jahre 2009 wurde dazu ein Beirat einberufen, zu dem auch Frau Ingrid Berg, Glashütten, gehört.

Der Limeserlebnispfad hat im Jahr 2013 durch die Installation des waldGLASwegs, der die Limesstrecke von der B8 bis zur konservierten Grabung der Glashütte „An der Emsbachschlucht“ begleitet, eine historische Erweiterung und künstlerische Bereicherung erfahren.

 

Weiterführung der Streckenbeschreibung

 

Auf der Strecke östlich der B8 sind die Turmstellen 3/42 und 3/42a nicht mehr im Gelände zu erkennen. Gut erhalten und direkt am Wege sichtbar waren die Reste eines Steinturms WP 3/43, der allerdings im Inneren ausgeräumt und dessen noch erhaltenes Mauerwerk durch tief wurzelnde Bäume gefährdet war. Hier konnte wiederum der Kulturkreis Glashütten sichernd aktiv werden. Im Sommer 2007 wurden in Zusammenarbeit mit Hessenforst und dem Saalburgmuseum einzelne Bäume gefällt, die Turmstelle mit Spezialfolie ausgelegt und über zweckgebundene Spenden an den Verein durch eine Baufirma mit Erdreich verfüllt. Der entstandene Hügel wird seitdem vom Arbeitskreis durch Mäharbeiten gepflegt.

Eines der bedeutendsten Objekte im Taunus ist der sogenannte Pfeilerbau am Emsbach, der WP 3/43a, ein ehemals besonders großes und mit Strebepfeilern verstärktes Turmgebäude direkt am Bach, dessen Funktion immer noch unklar ist. Er hatte schon im Jahre 1853 größte Aufmerksamkeit des Limesforschers August von Cohausen erregt, der bei Grabungen u.a. das Bruchstück eines flachs-blauen Gefäßes gefunden haben will. Leider ist dieses Teilstück in den Depots nicht auffindbar, dafür aber eine kunstfertig gestaltete römische Siegelkapsel (Abb. 8).

Abb.8: Siegelkapsel; Vorder- und Rückseite (Saalburgmuseum, Bad Homburg)
Abb.8: Siegelkapsel; Vorder- und Rückseite (Saalburgmuseum, Bad Homburg)

Mitte August 2014 wurden in Zusammenarbeit mit dem Landesdenkmalamt Hessen, dem Naturpark Taunus und der Limeserlebnispfad gGmbH Schutzmaßnahmen auch an dieser Ruine durchgeführt. Die noch sichtbaren Mauerreste (Abb. 9) wurden durch den Limesbeauftragten, Herrn Thomas Becker, einer erneuten archäologischen Untersuchung unterzogen, wobei römische Keramik aus dem 3. Jahrhundert nach Christus und eine Münze zutage traten.

Abb. 9: Mauerrest am Pfeilerbau vor der Verfüllung

Durch den Fund der römischen Keramikscherbe konnte die gelegentlich geäußerte Vermutung, der Turm stamme gar nicht aus der Römerzeit, aus der Welt geschafft werden. Für die Wissenschaft von größter Bedeutung ist aber die kleine Münze, die zunächst unscheinbar und verschmutzt in die Hände der Archäologen fiel. Es handelt sich um eine Tetradrachme des Kaisers Claudius Gothicus, geprägt in Alexandria 268/269 nach Christus. Bisher ging die Forschung davon aus, dass sich nach dem sogenannten Limesfall um die Mitte des 3. Jahrhunderts nach Christus keine römischen Truppen mehr in den Kastellen und Wachttürmen befanden. Diese Annahme könnte jetzt revidiert werden müssen.

Nach erfolgter archäologischer Untersuchung des WP 3/43a und sorgfältiger schriftlicher wie zeichnerischer Erfassung wurde diese Turmstelle mit Spezialplane abgedeckt und verfüllt. Mit diesen recht aufwändigen Maßnahmen war der Schloßborner Ingenieurbetrieb Ullrich, Garten- und Landschaftsbau, betraut worden. Die Arbeiten erwiesen sich als besonders schwierig, da es in der Zeit vor und auch während der Aktion so stark regnete, so dass zunächst überhaupt erst Zufahrtsmöglichkeiten im total aufgeweichten Waldgelände geschaffen werden mussten. Trotzdem gelangen die schwierigen Arbeiten mit schwerem Gerät zu voller Zufriedenheit der Auftraggeber. Raubgräber, die in der Vergangenheit an dieser Turmstelle besonders aktiv waren, haben jetzt keine Chance mehr (Abb. 10,11).

Abb.10: Mit schwerem Gerät wird Verfüllmaterial an den Pfeilerbau herantransportiert.
Abb. 11: Der Pfeilerbau ist jetzt gegen weiteren Verfall und Raubgrabungen gesichert.

Vom Pfeilerbau aus führt der Limes über den Emsbach den steilen Hang hinauf und passiert dabei den nur schwach im Gelände erkennbaren WP 3/44, bevor er das Rote Kreuz erreicht. Der Steinturm WP 3/45 war beim Bau der Straße zum Feldberg in den Jahren zwischen 1927 und 1936 gänzlich zerstört worden und muss als verschwunden gelten. Eindrucksvoll erhalten und hervorragend konserviert wurde das große Feldbergkastell (3/46), das zu einem Teil zur Gemarkung Glashüttens, zum anderen zu Schmitten gehört (Abb. 12,13). Hier endet „unser“ Limesabschnitt, auf den die Gemeinde Glashütten mit Recht stolz sein kann.

Abb. 13: Das Feldbergkastell

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