Kulturkreis Glashütten e.V.
Kulturkreis Glashütten e.V.

Glasmacher bei Glashütten im Taunus

(Texte: Eckhard Laufer, Peter Steppuhn, Ingrid Berg)

 

Seit 1994 beschäftigt sich der Kulturkreis Glashütten e.V. unter der damaligen Vorsitzenden Ingrid Berg ehrenamtlich mit der Geschichte der Glasverarbeitung in der Gemeinde Glashütten (Hochtaunuskreis) und Umgebung. Neben dem Zusammentragen historischer Quellen und deren Auswertung führten anschließende Geländebegehungen, Vermessungen, geophysikalische Prospektionen und schließlich Ausgrabungen unter der Leitung des Archäologen Dr. Peter Steppuhn in den Jahren 2000 bis 2002 und 2005 zu weiteren gesicherten Erkenntnissen über die "gläserne Vergangenheit" des Hochtaunusbereichs.

Lage der drei Standorte „An der Emsbachschlucht“ (E), „Unterhalb Dornsweg“ (D) und „Am Buchholzweg“ (B). Kartengrundlage Tk-25-Ausschnitt Hessen 1:25.000.

Die herausragenden Ergebnisse schon der ersten Grabung „An der Emsbachschlucht“ waren Anlass, unter Beteiligung namhafter Wissenschaftler aus dem europäischen In- und Ausland  das "Zweite internationale Symposium zur archäologischen Erforschung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Glashütten Europas" vom 09. bis 12.05.2002 in Glashütten-Oberems durchzuführen.

Auch die folgenden Grabungen, deren Ergebnisse in kürzest möglicher Zeit umfassend ausgewertet und dokumentiert worden sind, ergaben überraschend neue Erkenntnisse zur Glasgeschichte des Taunus und erlauben einen Blick in die Welt der Glasmacher des 15. Jahrhunderts.

Nach den archäologischen Untersuchungen der drei Glashüttenstandorte „An der Emsbachschlucht“, „Unterhalb Dornsweg“ und „Am Buchholzweg“ wurde der erstgenannte konserviert und als Kulturdenkmal sichtbar gemacht, die beiden anderen wieder verfüllt. Sie sind im Gelände jetzt schon nur noch schwer zu finden.

 

Die spätmittelalterliche Glashütte "An der Emsbachschlucht":

 

Im Jahr 2000 wurde eine sehr gut erhaltene Anlage mit einem Hauptofen und vier Nebenöfen ausgegraben, die in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts grünes Hohl- und Flachglas produziert hat.

Nach Beendigung der Grabung wurden die Ofenreste des Haupt- und der vier Nebenöfen in den darauf folgenden zwei Jahren durch den Umlandverband Frankfurt/M. (später Planungsverband) konserviert. Damit gelang es, ein historisch und wirtschaftsgeschichtlich bedeutendes Kulturdenkmal für die interessierte Öffentlichkeit dauerhaft sichtbar zu machen.

 

 

Glashütte "Unterhalb Dornsweg":

 

In den Jahren 2001 und 2005 wurde die Anlage archäologisch untersucht. Dabei zeigte es sich, dass der Hauptofen zerstört, die vier Nebenöfen aber besonders gut erhalten waren. Die Glashütte produzierte vermutlich in der Zeit zwischen 1440 und 1480 grünes, blaues und rotes (meist rot opakes) Hohl- und Flachglas zum Teil für höchste Ansprüche.

Glashütte "Am Buchholzweg":

 

Im Jahr 2002 wurde die Anlage bestehend aus einem Hauptofen und zwei Nebenöfen ausgegraben, die grünes und blaues Hohlglas zum Teil für hohe Ansprüche herstellte (kein Flachglas!). Die Glashütte arbeitete wahrscheinlich ebenfalls im Zeitraum 1440 bis 1480 oder etwas später.

Durchführung:

 

Die Ausgrabungen wurden finanziell durch die Mainova AG, die Kommission für Archäologische Landesforschung in Hessen und durch zweckgebundene Spenden an den Kulturkreis Glashütten e.V. möglich gemacht.

 

Hilfestellung boten zudem die Gemeinde Glashütten, der Hochtaunuskreis, die Königsteiner Forstverwaltung und das Landesamt für Denkmalpflege Hessen.

 

Vermessung und Kartierung wurden kostenfrei durchgeführt von der Fachhochschule Frankfurt/Main, Fachbereich Vermessungswesen, die geophysikalischen Prospektionen erfolgten durch Posselt & Zickgraf Prospektionen GbR.

 

Die Grabungstätigkeiten leisteten zahlreiche freiwillige Helfer, davon viele Mitglieder des Kulturkreises Glashütten, und Mitarbeiter/innen der Ehrenamtlichen Kreisarchäologie des Hochtaunuskreises, denen ein großes Lob und Dankeschön gebührt!

 

Grabungsteam 2005 „Unterhalb Dornsweg“

 

Projektleitung: Dr. Udo Recker (Landesamt für Denkmalpflege Hessen)

 

Grabungsleitung: Dr. Peter Steppuhn (Bereich Archäologie der Hansestadt Lübeck)

Der die Ausgrabungen leitende Archäologe Dr. Peter Steppuhn am Standort "Buchholzweg"

Abends musste das Fundmaterial zu Hause gewaschen werden

Unmittelbar nach jedem Grabungstag wurden die zum Teil erheblichen Mengen an Fundmaterial durch eine Reihe von ehrenamtlichen Helfern gewaschen und danach durch Dr. Steppuhn vorsortiert.

 

Bearbeitung und Verbleib des Fundmaterials

 

Der größte Teil der Restaurierungsarbeiten an Gläsern, Keramik, Glashäfen, Eisenteilen wurde geleistet von Renate Frölich, Restaurierungsatelier Hofheim. Hilfe bei der Restaurierung von Eisenteilen leistete auch das Römisch-Germanische Zentralmuseum, Mainz.

 

Der größte Teil der chemischen Analysen wurde durchgeführt und ausgewertet von Prof. Dr. Karl Hans Wedepohl und Dr. Andreas Kronz am Geochemischen Institut der Universität Göttingen. Weitere Analysen führten durch:

Corning Museum of Glass, N.Y./USA, Dr. Ulrich Schüßler, Universität Würzburg, und das Römisch-Germanische Zentralmuseum, Mainz. Für die vielfältigen Hilfen danken wir herzlich.

 

Nach Entnahme besonders aussagekräftiger Einzelstücke für die Ausstellungen wurde alles verbleibende Material sortiert, speziellen Fundgruppen zugeordnet, gezählt, beschriftet und dokumentiert. In Kisten verpackt befindet es sich im Magazin des Landesamtes für Denkmalpflege Hessen.

Fundmaterial vor dem Abtransport im Keller des Hauses Berg, Glashütten

 

 

Ausstellungen:

 

Im Freilichtmuseum Hessenpark bei Neu-Anspach im Taunus sind seit September 2006 in einer Dauerausstellung die Ergebnisse der Forschungstätigkeiten zu sehen und anschaulich nachvollziehbar dargestellt.

Im Foyer des Rathauses der Gemeinde Glashütten und im Museum des Heimat- und Geschichtsvereins Schloßborn befindet sich je eine Vitrine mit aussagekräftigem Fundmaterial.

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