Kulturkreis Glashütten e.V.
Kulturkreis Glashütten e.V.

Über den Historie-Arbeitskreis-Glashütten

 

Der Kulturkreis trauert um
Ingrid Berg.

 

Am 19. Dezember 2021 ist sie nach langer Krankheit gestorben. Bis zu ihrem Tod hat sie sich in Kultur und Politik für unsere Gemeinde eingesetzt und sie mitgeprägt. Der Kulturkreis verdankt Ingrid Berg sehr viel. Unsere Gedanken sind in diesen Stunden bei ihrer Familie.

Ingrid Berg
Ein Vorbild für bürgerschaftliches Engagement

 

Vor fast genau 50 Jahren zog die junge Familie Berg von Hamburg in den Taunus nach Glashütten, eine damals rasch wachsende Gemeinde, die besonders wegen ihrer Nähe zur Bankenstadt Frankfurt und zum Rhein-Main-Flughafen attraktiv war. Das neue Haus, der zu Beginn sicher kaum als solcher erkennbare Garten und die vier Söhne im Grundschul- und Kindergartenalter dürften die junge, damals 35-jährige Mutter ganz schön auf Trab gehalten haben, und ihr Mann war als Flugzeugführer mehr in der Luft als zu Hause. Ingrid Berg aber war eine starke Frau. Schon als Kind hatte sie lernen müssen, mit äußerst begrenzten materiellen Gütern auszukommen, ihr waren geistige und menschliche Werte um vieles wichtiger. Gute Nachbarschaft, Freundlichkeit des Herzens, Nächstenliebe im urchristlichen Sinn und ein nimmermüdes Interesse an allem, was sie und womit sie sich umgab, ließen sie schnell in Glashütten Wurzeln schlagen und sich über den Rahmen der Familie hinaus engagieren. Ihr Einsatz begann mit der Elternbeiratsarbeit, setzte sich in der Gemeindevertretung fort und hörte mit der Laienrichtertätigkeit in Frankfurt und Kassel (!) noch lange nicht auf. Zur Entspannung sang sie mit ihrem Ehemann über 40 Jahre in der Idsteiner Kantorei, denn Musik (und besonders Chorgesang) war schon in ihrer Jugend ein von ihr leidenschaftlich betriebenes Hobby – und darüber hinaus auch ernsthafte Arbeit, arbeitete sie doch Ende der 50er Jahre im Musikverlag Voggenreiter, gab sogar selbst ein Liederbuch mit schwedischen Volksliedern heraus und war 1977-78 im Funkkolleg Musik des Südwestfunks tätig.


Nachdem Mitte der 1970er Jahre das neue Bürger- und Rathaus in Glashütten erbaut worden war, wuchs Anfang der Achtziger in der Gemeinde der Wunsch, dieses Haus und vor allem den darin befindlichen Saal für das soziale und kulturelle Leben zu öffnen. Im Dezember 1983 gründete sich ein „Kulturkreis“ aus 27 Bürgerinnen und Bürgern, der von Beginn an ein breit gefächertes und hochwertiges kulturelles Angebot etablierte, und Ingrid Berg war eine von ihnen. Bereits ab 1984 standen Kindertheater und Kinderoper auf dem Programm, ebenfalls von 1984 (bis 2014) gab es „Musik zur Passion“ in der Pfarrkirche Schloßborn, und auch der „Jazzfrühschoppen“ um Pfingsten herum gehörte über viele Jahre zu den festen Terminen, die sich die wenigsten Glashüttener entgehen ließen. Ingrid Berg übernahm 1987 den Vorsitz und stieg auch in diese Aufgabe mit Haut und Haaren ein. Mit Konzerten wurden Spenden eingeworben, 1989 konnte ein eigener Flügel für das Bürgerhaus über den Kulturkreis angeschafft werden. Mit Geduld, umfassendem Wissen und ihrer ganz uneitlen, zugewandten Art gelang es ihr, den Kontakt zum Hessischen Rundfunk herzustellen, wo der 2013 verstorbene Musikredakteur und Dirigent Hans Koppenburg die Reihe „Forum der Jungen“ leitete und dafür sorgte, dass von 1987 bis 2007 jährlich ein bis drei Konzerte mit jungen, aufstrebenden Künstlern in Glashütten stattfanden und meist auch vom HR aufgezeichnet und gesendet wurden. Beispielhaft seien hier der Cellist Daniel Müller-Schott und die Geigerin Baba Skride genannt, die inzwischen weltberühmte Klassik-Stars geworden sind, und auch der in Schloßborn aufgewachsene Pianist Christopher Park trat schon als Jugendlicher in Glashütten auf und kehrt immer noch gerne hierher zurück. Ingrid und Uwe Berg sorgten auch vor und nach den Konzerten für die sehr oft von weit her angereisten Musikerinnen, die irgendwo abgeholt werden mussten und nicht selten hinterher im Berg’schen Haus übernachten konnten.

 

Ein Musiker lag Ingrid Berg ganz besonders am Herzen, und das war der von 1961 bis zu seinem Tod in Schloßborn lebende Komponist Richard Rudolf Klein. Für ihn und mit ihm gab es jahrzehntelang zu seinen „runden“ Geburtstagen vom Kulturkreis ausgerichtete besondere Konzerte, bei denen seine Werke erklangen und einige Weggefährten ehrende Worte sprachen. Anschließend wurde dann bei Bergs weitergefeiert, was den Jubilar ganz besonders freute. Er starb fast auf den Tag genau zehn Jahre vor der ihn schon von ihrer Verlagsarbeit her kennenden Ingrid Berg und wäre im Mai 2021 hundert Jahre alt geworden. Dass der Kulturkreis ihm zu Ehren im September ein Gedenkkonzert veranstaltete, hatte sie frühzeitig angeregt und zumindest als Aufnahme auch noch erleben können.

 

In den 1990er Jahren wuchs ihr Interesse an der Lokalgeschichte ihrer Wahlheimat, sie engagierte sich für das Kreisarchiv, arbeitete am Jahrbuch des Hochtaunuskreises mit, war im Vorstand des Fördervereins Saalburg und seit 2009 im Beirat der Limeserlebnispfad Hochtaunus eGmbH. Zur wirklichen Leidenschaft wurde ihr das ihrem Heimatort den Namen gebende Material „Glas“. Nachdem sie sich Ende der 1990er Jahre mit der Geschichte der Waldglashütten im Taunus beschäftigt hatte, kam sie mit den auf dem Gebiet der Glasforschung maßgeblichen Wissenschaftlern Werner Loibl und Peter Steppuhn in Kontakt und beteiligte sich an der Ausgrabung der mittelalterlichen Glashütten auf dem Gebiet unserer Gemeinde. Ach, was heißt „beteiligte sich“ – sie steckte viele Glashüttener (ob Mitglieder im Kulturkreis oder nicht) mit ihrer Begeisterung an, sich wie sie und ihr Mann im Wald unter fachlicher Anleitung an die Arbeit zu machen. Vitrinen im Bürgerhaus und eine Ausstellung im Hessenpark zeugen neben den konservierten Resten im Wald von dieser Glasbegeisterung, und auch der „WaldGLASweg“ ist in dieser Phase entstanden.

 

Ihr Wissensdurst ließ nicht nach, Mühlenkataster und Ortsarchiv (Stichwort „Kellerkinder“) waren die nächsten Aufgaben, die sie sich vornahm, daneben jährlich Beiträge zum Jahrbuch, außerdem Führungen im Rahmen der Tage der Industriekultur. Als sie 2008 nach 20 Jahren den Vorsitz des Kulturkreises abgab, konnte sie auf eine sehr erfolgreiche Arbeit zurückblicken. Für uns, die wir in ihre großen Fußstapfen zu steigen versuchen, ist es nicht leicht, ihren hohen Anspruch zu erfüllen. Ohne es einen spüren zu lassen, wusste sie oft besser, wie etwas hätte angefasst oder organisiert werden sollen, und manchmal stellte sie dann eine leise Frage, die einen schon verlegen machen konnte – aber niemals hätte sie sich kritisch oder gar abwertend geäußert, stets blieb sie freundlich, schlimmstenfalls sagte sie gar nichts. Sie hat die Messlatte für ehrenamtliche Arbeit sehr hoch gelegt, aber sie hat auch so vieles angeregt, dass wir Überlebenden noch viele Jahre zu tun haben werden, die aufgenommenen Fäden weiter zu verfolgen. Unser Trost mag sein, dass wir Ingrid Bergs Namen immer wieder in Publikationen und Quellen begegnen werden. Dennoch: Sie hat uns für immer verlassen und wird uns unsagbar fehlen.


Verfaßt von Dr. Hansjörg Melcher 

Frau Berg leitete den Historie Arbeitskreis Glashütten und war verantwortlich für die Webseite Historie-Arbeitskreis-Glashuetten.de.

 

Den Inhalt der Webseite haben wir in Andenken an Frau Berg in unsere Webseite Kultukreis-Glashuetten.de übernommen, damit er weiterhin  zugänglich bleibt.

Inhalt

Diese Seite verwendet Cookies

Nächste  Veranstaltung

27. April 2024, 20 Uhr

Klavierabend mit

Maximilian Schairer

Bürgerhaus Glashütten

 

Kulturkreis Glashütten e.V.

Druckversion | Sitemap
© Kulturkreis Glashütten e.V.