Kulturkreis Glashütten e.V.
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Die evangelische Kirche zu Oberems

Eine dörfliche Kapelle der Barockzeit

 

Der Ort Oberems wird bereits 1294 im Lehenbuch der Herren von Eppstein erwähnt und gehörte ursprünglich zum Schloßborner Kirchsprengel, später zur alten Pfarrei Heftrich. 1553 wird die evangelische Konfession eingeführt. 1594 soll ein Teil von Oberems, „uff jenseits der Bach“, nach Seelenberg, aber auch nach Steinfischbach gepfarrt habe, der andere Teil nach Heftrich. Im Jahr 1609 wird Oberems zusammen mit Kröftel nach Oberrod eingepfarrt.


Die Kirche (Capelle)


Wahrscheinlich hat bereits vor dem Dreißigjährigen Krieg am selben Platz wie heute eine Kapelle gestanden. Nach der 2013 erschienenen Denkmaltopographie des Hochtaunuskreises weisen Einzelteile der jetzigen Kirche, wie z. B. die gotischen Spitzbogenfenster von Chor und Südseite, auf einen Vorgängerbau hin, der im Krieg zerstört wurde. Die auf einer felsigen Anhöhe über eng bemessenem Grund sich erhebende Kirche wird als schlichter, verputzter Saalbau beschrieben mit dreiseitig geschlossenem Chor und Krüppelwalmdach. Der Dachreiter mit leicht konischem Spitzhelm wird von einem vergoldeten Hahn bekrönt. Der Schutzpatron der Kirche ist der heilige Laurentius.
1684 wird eine Capelle zu Oberems erwähnt; in den Oberroder Kirchenbüchern
für 1691 eine Taufe in der Capelle in Oberems. 1702 wird der Oberroder Zacharias Gossmann genannt, der neben seinem Beruf als „Bender“ (Küfer) in Oberems als Schuldiener, Glöckner und Vorsänger im Gottesdienst tätig war.

Der Kirchhof war in Gemeindebesitz und befand sich gegenüber der Eckgasse auf dem Gelände des ehemaligen Trafohäuschens der MKW. 1827 wurde „östlich vor das Ort“ ein neuer „Todtenhof“ angelegt. Ab 1846 diente      der ehemalige Kirchhof dann als Baumschule.

 

Die Orgel


1837 bekam die Kirche eine neue Orgel mit sieben Registern im Manual und zwei Registern im Pedal, dazu ein Pedalkoppel mit eigener Mechanik und einen Windablass. Das Werk hatte zwei Bälge (mechanische Tretbälge
zur Erzeugung des notwendigen Windes) und kostete 750 Florin. Einer dieser Tretbälge
ist noch in der Kirche vorhanden. Ursprünglich sollte eine gebrauchte Orgel in  Steinbach angekauft werden, die aber den Erwartungen nicht entsprach. Kantor Anthes aus Idstein empfahl den Oberemsern den Orgelbauer Voigt aus Igstadt (heute Stadtteil von Wiesbaden), der eine neue Orgel anfertigte, die am 19.11.1837 durch Pfarrvikar Spieß feierlich eingeweiht wurde. Er predigte über den Text Kolosser 3,16: „Lasset das Wort Christi unter euch reichlich wohnen in aller Weisheit; und lehret und vermahnt euch selbst mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen lieblichen
Liedern und singet dem Herrn in euren Herzen“. Im Jahre 1925 war die Orgel stark renovierungsbedürftig und wurde grundüberholt von der Orgelbaufi rma Hardt in Möttau. Seit 1917 fehlten 47 Orgelpfeifen, die während des Ersten Weltkrieges zum Einschmelzen abgegeben werden mussten. Diese wurden jetzt erneuert, ferner wurde ein neues Magazingebläse eingebaut. Die Kosten der Renovierung betrugen 1.079.- Mark. Der Jagdpächter David Stempel stiftete der Gemeinde 800.- Mark und ließ dazu noch auf eigene Kosten „unserem Kirchlein innen ein neues Gewand geben“ (Schulchronik).


Die Glocken


Im Oktober 1893 wurden zwei neue Glocken angeschafft, hergestellt von der Firma Rincker in Sinn/Herborn. Die größere trug den Spruch „Gott ist die Liebe“, die kleinere „Kommt, denn es ist alles bereit“. Am 30. Juli 1917 musste die große Glocke zum Einschmelzen abgegeben werden. Sie wurde vorher zerschlagen und nach Usingen transportiert. 1921 wurde beschlossen, auch die verbliebene kleine Glocke aus dem Geläut zu entfernen und zwei neue größere Bronzeglocken bei der Firma Rincker zu bestellen. Die erste Glocke hieß „In schwerer Zeit“, die zweite „Verzage nicht du Häufl ein klein“. Am 24.7.1921 wurde zunächst die alte, kleinere Glocke abgenommen, und danach wurden mittels eines Flaschenzugs von außen die beiden neuen Glocken in den Turm gebracht. Die am 3.12.1921 erstellte Rechnung konnte nur in Raten bezahlt werden.
Schon lange bestand in Oberems der Wunsch, einen Glockenturm zu bauen, in dem ein größeres Geläut untergebracht werden sollte. Der Turm hinter der Kirche wurde in Eigenarbeit der Oberemser Bürger errichtet. Am 19.10.1952 war es so weit: der neue Glockenturm mit drei Glocken, der Notglocke, Trostglocke und Friedensglocke, wurde geweiht.

Bis Kriegsende 1945 war die Einwohnerschaft von Oberems durchweg evangelisch. Das änderte sich erst durch katholische Heimatvertriebene und Flüchtlinge. Für das Jahr 1949 verzeichnet die Schulchronik 52 Schulkinder, davon ein Viertel katholisch.
Vom ehemaligen Ehrenmal für die Opfer des Ersten Weltkriegs unterhalb der Kirche ist nur noch die Umzäunung mit Abweissteinen erhalten.

 

Galerie

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Schulchronik von Oberems
Chronik Laue/Seifert

Archiv der Gemeinde Glashütten
Kulturdenkmäler in Hessen – Hochtaunuskreis – 2013
Fotos:  Rainer Meschkat
Recherchen und Textauswahl: Ingrid Berg, Glashütten, 2015

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