Der Historie-Arbeitskreis-Glashütten (ehemals Historisch-Archäologischer Arbeitskreis) hat sich - zunächst innerhalb des Kulturkreises Glashütten e.V. - als eine Gruppe heimatgeschichtlich interessierter Bürger gebildet. Ausgehend von der Erforschung der Ortsgeschichte des 1685 gegründeten Dorfes Glashütten haben sie sich zusammen mit anderen Ehrenamtlichen über viele Jahre intensiv mit der Glasforschung im Taunus beschäftigt. Vier archäologische Grabungen an drei Glashüttenstandorten mit dem Archäologen Dr. Peter Steppuhn, ein Internationales Glassymposium, mehrere Ausstellungen, fünf Bücher, eigene Publikationen und eine Fülle an Aufsätzen in Fachzeitschriften und Jahrbüchern zeugen von den Tätigkeiten.
Mehrere Jahre trat der Arbeitskreis eigenständig ohne Vereinsbindung auf.
Der Historie-Arbeitskkreis-Glashütten wurde von den ehrenamtlichen Mitgliedern getragen:
Der Arbeitskreis beschäftigte sich insbesondere mit folgenden Themen:
Wir denken mit großer Dankbarkeit an drei Glashütter Bürger aus unseren Reihen, die sich um die Erforschung von Orts- und Regionalgeschichte über viele Jahre verdient gemacht haben:
Helmut Müller (1923-2003), Glashütten
Heinz Benkert (1912-2011), Glashütten
Horst Nauk (1936-2014), Oberems
Wir vermissen sie sehr.
Darüber hinaus konnten wir über nahezu 20 Jahre von dem großen Fachwissen des Glashistorikers und ehemaligen Leiters des Spessartmuseums Lohr, Werner Loibl (1943-2014), profitieren. In unzähligen Telefongesprächen und einem reichen Briefwechsel hat er uns unermüdlich mit Rat und Tat zur Seite gestanden. Unvergessen sind seine mitreißenden Vorträge zur archivalischen Erforschung unserer „gläsernen“ Vergangenheit, die er für den damaligen Kulturkreis im Bürgerhaus Glashütten gehalten hat (http://www.kulturkreis-glashuetten.de/), ferner seine zahlreichen Publikationen zur Glasgeschichte des Taunus (siehe auch Literaturliste). Ein Nachruf auf Werner Loibl findet sich in der Zeitschrift „Journal of Glass Studies" Volume 56, 2014.
Seit dem Jahr 1999 war der auf historisches Glas spezialisierte Archäologe Dr. Peter Steppuhn (1956-2018) eng mit der Taunusregion und Glashütten verbunden. Er leitete in Zusammenarbeit mit Ingrid Berg, der damaligen Vorsitzenden des Kulturkreises Glashütten e.V., und vielen ehrenamtlichen Helfern vier wissenschaftliche Ausgrabungen mittelalterlicher Glashüttenstandorte in Limesnähe. Ferner organisierte er Symposien zum Thema Glas, publizierte Forschungsbeiträge und konzipierte u.a. auch die Dauerausstellung „Waldglashütten in Taunus“ im Freilichtmuseum Hessenpark/Neu-Anspach. Bis zu seinem Tod nach kurzer schwerer Krankheit im April 2018 kam er mehrmals im Jahr nach Glashütten und leistete dem „Historie-Arbeitskreis-Glashütten“ wertvolle Unterstützung. Als Freund und wissenschaftlicher Berater ist er nicht zu ersetzen.
Sehr dankbar sind wir Herrn Bernd Jakobus, Frankfurt a. M., der uns jahrelang kenntnisreich, aktiv und finanziell unterstützt hat. Ohne ihn hätte die vierte Grabung 2005 am Glashütten-Standort „Unterhalb Dornsweg“ nicht stattfinden können. Die Installation und Einrichtung einer zusätzlichen Vitrine im Glasmuseum Hessenpark hat durch sein Engagement vorgenommen werden können.
Inzwischen sind die meisten und wichtigsten Ergebnisse der Glasforschung bearbeitet und ausreichend dokumentiert. Der Arbeitskreis beschäftigt sich daher jetzt im Wesentlichen mit dem Erhalt und der Kontrolle des einmal Erreichten.
Das Expertenkomitee Immaterielles Kulturerbe bei der Deutschen UNESCO-Kommission hat die „manuelle Glasfertigung“ als immaterielles Kulturerbe auf nationaler Ebene eingestuft. Das Gremium folgte der Argumentation der Bewerber, das „implizite Wissen der händischen Glasherstellung durch Praxis, Vernetzung, Dokumentation und Weiterentwicklung für die Zukunft zu bewahren“. Die Glashütte Lamberts in Waldsassen (einige für den waldGLASweg bei uns verwendeten Gläser stammen aus Waldsassen), das Museum Baruther Glashütte/Mark Brandenburg und das Industriemuseum Glashütte Gernheim hatten sich mit Erfolg für diese Bewerbung zusammengeschlossen, um die kulturelle Ausdrucksform der Glasfertigung mit Pfeife und anderen Werkzeugen vor dem Verlust zu bewahren. Eingeschlossen ist ausdrücklich auch die Historie der Glasfertigung in den Waldglashütten, zu der ja auch der Taunus gehört. Demnach ist jetzt unsere Gemeinde in doppeltem Sinne auf der Liste der Weltkulturerbestätten, einmal durch den römischen Limes und jetzt auch – immateriell – durch die Tradition des alten Glasmacherhandwerks.
Darüber hinaus hat sich die o.g. Baruther Glashütte einen Zusammenschluss aller Orte, die den Namen „Glashütten“ oder „Glashütte“ tragen, zum Ziel gesetzt. Ein erstes Treffen von ca. 30 – 40 Teilnehmern findet jetzt bereits vom 6. – 8. Mai im Ort Baruth-Glashütte statt. Die damit verbundene Ausstellung läuft noch bis zum 29. Mai 2016. Unser Arbeitskreis beteiligt sich durch Publikationen, Prospektmaterial und vor allem einen Überblick über unsere Glashüttenstandorte an der Ausstellung, so dass unser Glashütten dort gut vertreten ist. Leider war ein persönlicher Besuch aus zeitlichen Gründen nicht möglich. Weitere Kontakte sind aber für die Zukunft geplant.
Bilder zum Vergrössern anklicken, Siehe auch Unterseite Orte "GLASHÜTTE"
Das für unsere Ortsgeschichte sicher wichtigste Ereignis war die Ausrichtung des 2. Internationalen Symposiums zur Erforschung mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Glashütten Europas. Es fand vom 9.-12. Mai 2002 in den Räumen des Collegium Glashütten im Ortsteil Oberems statt. Veranstalter war der Kulturkreis Glashütten e.V. unter der Federführung der damaligen Vorsitzenden Ingrid Berg. Wesentliche finanzielle Hilfe leisteten die Kommission für Archäologische Landesforschung in Hessen, die Naspa-Stiftung „Initiative und Leistung“ und die Süwag Energie AG, Frankfurt a.M. Mehr als 30 Referenten aus Deutschland und dem umliegenden Ausland (Tschechien, Österreich, Schweiz, den Niederlanden, Dänemark und Finnland) gaben vor ca. 120 Teilnehmern einen Überblick über den Stand der Glasforschung. Die Region Taunus war für die Tagung ausgewählt worden, weil sich hier in wenigen Jahren insbesondere durch damals vorerst zwei archäologische Grabungen ein bisher für die Entwicklung der Glasgeschichte völlig neue Erkenntnisse ergeben hatten.
Das 1. Internationale Glassymposium hatte im Jahr 2000 in Grünenplan/Landkreis Holzminden stattgefunden. Auf die Veranstaltung in Oberems 2002 folgten in 2006 das Symposium in Heigenbrücken/Spessart, in 2009 im Landesmuseum in Trier und 2012 in Seiffen/Erzgebirge in Verbindung mit Most/Tschechien. Das 6. Symposium wird voraussichtlich 2016 in Baden-Württemberg stattfinden.
Ein weiterer Höhepunkt für die historische und archäologische Glasforschung der letzten 15 Jahre war ganz sicher die Präsentation des neuen Berichtsbandes der Kommission für Archäologische Landesforschung in Hessen am 13.01.2010 im Bürgerhaus Glashütten. Bei einem erweiterten Pressetermin mit geladenen Gästen gab es neben etlichen Redebeiträgen auch eine kleine Ausstellung mit Schautafeln, Fundmaterial und Veröffentlichungen zum Thema „Taunusglas“
Der neue und sehr repräsentative Berichtsband beinhaltet ausschließlich die Ergebnisse, die wesentlich durch den Kulturkreis Glashütten und eine Reihe meist ehrenamtlich Tätiger für unseren Gemeindebereich an den verschiedenen Glashüttenstandorten erbracht worden sind. Zu den historischen und archäologischen Berichten kommen die umfangreichen chemischen Analysen der Taunusgläser, die in Labors der Universität Göttingen vorgenommen und dort auch ausgewertet worden sind.
Das Buch hat 150 Seiten, ist reich und durchgehend farbig bebildert und eignet sich durchaus auch als Geschenk für archäologisch/historisch Interessierte.
Die genauen Daten:
„Berichte der Kommission für archäologische Landesforschung (KAL) in Hessen“, 9. Band (2006/2007); ISBN 978-3-89646-168-1
Das Buch kann zum Preis von 29.80 EUR beim Verlag bestellt werden.
Verlag Marie Leidorf GmbH, Stellerloh 65, 32369 Rahden/Westf.